Unerträgliches Pfaffengeschwätz

Margot Käßmann. Bild: Wikipedia.

Ich hab’ sie satt. Wirklich! Jeden Tag diese frömmelnden Gesichter in den Medien! Sie überfordern mich! Dieses täglich neu erzeugte Gefühl, in einer Pfaffenrepublik zu leben! Dazu die immer unerträglichere alleinseeligmachende Wahrheitspresse! Man könnte glauben, wir seien ein muffiger Post-Achtundsechziger Gottesstaat mit systemnotwendigen journalistischen Pharisäern und Schriftgeleerten!

Nein, ich meine nicht unsere freundlichen letzten Dorfpfarrer, die es länger als nur ein paar Jahre in einer Gemeinde aushalten. Aber seit Monaten, genauer: seit Beginn der Murkselschen Glücksritter- und Deserteur-Einladung, kriecht eine mir besonders unympathische Variante aus der Führungselite dieser Organisationen wieder besonders oft aus ihren eigentlich längst zugeschüttet geglaubten Löchern. Eifrig wollen sie uns jetzt wieder, wie Anno Hexenverbrennungsmals, von Problemen befreien, die wir ohne halluzinierende Frömmler, diese verlogenen Heuchler und Maden im Speck der Einfalt ihrer Mitbürger, gar nicht hätten!

Unsere Bundesabkanzlerin und Oberbetschwester ist sich nicht zu schade, ihren Schäflein zwecks Rettung der abendländischen Kultur (welche die höchste Pfaffentochter im Staate selbst mit großer Standfestigkeit an die Wand zu fahren geruht), zu empfehlen, doch wieder öfter die einst durch drohendes Fegefeuer so beliebten Indoktrinationsveranstaltungen mit Götzendienst zu besuchen. Dort werden seit 2000 Jahren wertvolle Tipps gegeben, wie man die Hölle vermeidet. Die Hölle – das nur zur Erklärung für nicht Bibelfeste – ist so etwas wie eine Problemzone, in die sich nicht mal die Polizei mehr reintraut. Also sowas wie Marxloh, Köln oder Neukölln, vielleicht im dortigen Freundeskreis von Ralf Stegner, Heiko Maaslos und Fatima Bohnenstroh.

Eine hochnotpeinliche Ex-Oberpfäffin faselt davon, daß „wir“ es im Umgang mit Terroristen doch mal mit Liebe versuchen sollten. Ich habe keine Ahnung, was sie regelmäßig einnimmt, aber vielleicht hat sie sich auch nur die neueste Sex-Botschaft der Bundesregierung zu oft reingezogen. Nur dann kriegt sie von mir mildernde Umstände.

Aber was ein vermeintlich nüchterner, im unheiligen Konkubinat lebender pfäffischer Bundesgauckler und die ihm geistig nahestehenden Pfäffinnen und Pfaffen und Gutmenschinnen und Gutmenschen alle naslang in den Indoktrinierungs- und Wahrheitsmedien an politischen und gesellschaftlichen Geistesblitzen absondern, oder nein: daß sie sich dort überhaupt und fast immer ohne kritische Gegenrede als Moralapostel oder auch nur als Experten der Einfalt und Heuchelei aufspielen dürfen, das finde ich derart ätzend, daß mir die Worte fehlen, um diesen unsäglichen Stuß näher zu beschreiben.

Allerorts werden uns in Talkshows und Interviews die milde lächelnden, auf mich oft unendlich schlicht und bildungsfern wirkenden Gesichter von klerikalen Einfaltspinseln wie als Leitmotiv zugemutet. Man muß sich das mal vorstellen: Das sind Leute, die normalerweise über brennende Dornbüsche halluzinieren. Einerseits verzapfen sie uns 400 Jahre nach Giordano Bruno und fast 150 Jahre nach Darwin immer noch ihre Mär von Jungfrauengeburt, heiligem Geist und der Wiedergängerei, andererseits wollen sie aber allen Ernstes in öffentlichen Debatten über Probleme der Neuzeit mitreden.

Am peinlichsten finde ich, daß die pfäffischen Weisheiten dieser Experten des nutzlosen Wissens sogar von eigentlich gebildeten Menschen – was Journalisten jedenfalls sein sollten –, oft tatsächlich ernstgenommen werden.

Nun mag ja auch ein frommes Pfäfflein beim Warten auf den jüngsten Tag mal ein Korn finden, vor allem dann, wenn es, wie viele seinesgleichen, eifrig nachgackert, was andere todesmutig vor Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten gesagt oder geschrieben haben. Todesmutig waren die Alten deswegen, weil sie seinerzeit oft für ihre Rede mit Hilfe von Klerikern jeder Ausrichtung und deren Folterknechten geköpft, verbrannt, gekreuzigt oder zumindest – so ähnlich wie heute von eifernden Agenda-Medien und ihrem gläubigen Gutmenschenpublikum – gesellschaftlich geächtet wurden.

Ich gönne eigentlich jedem sein gefundenes Körnlein, darob erfolgtes pfäffisches Gackern finde ich dennoch bestenfalls peinlich, und zwar gerade und vor allem deswegen, weil es aus ihrem Munde kommt. Ich habe auch nicht den geringsten Respekt vor den Frommen, die heute nichts anderes tun, als Dinge zu sagen, die noch gestern nur diejenigen mutig öffentlich sagten, die gerade durch Vertreter dieser frömmelnden Lügenvereine unter anderem als unwürdig bezeichnet wurden, sich Christ zu nennen. Und denen sie bei friedlichen Demonstrationen demonstrativ die Lichter ausgeschaltet haben.

Wer heute, 400 Jahre nach Beginn der Aufklärung, und nach einer Erziehung an europäischen Schulen und Universitäten im 21. Jahrhundert, freiwillig als Kleriker sein Leben fristet, kann das meiner Überzeugung nach ja wohl eigentlich nur aus zwei Gründen tun. Dazu gehört entweder eine gehörige Portion Hirnwäsche und Einfalt (nur diese ist vielleicht zu entschuldigen) oder aber eine gehörige Portion Opportunismus, List, Heuchelei und Lüge. Eine andere Möglichkeit existiert nicht, oder wer könnte sich ernsthaft noch eine dritte vorstellen?

Wäre heute nicht jede andere Organisation dieser Art – außer den religiösen, und ich meine nicht nur die christlichen – mit der jahrhundertelangen kriminellen Bilanz ihrer führenden Vertreter als religöse Heuchler, Lügner, Räuber, Folterer, Ablaßprediger, Kindesmißhandler und Urkundenfälscher in jedem beliebigen Rechtsstaat zurecht und schon seit langem verboten? Wären nicht ihre Anführer im Gefängnis und ihr Vermögen eingezogen?

Die Kirchen und ihre Leeren, das, woran sie zu glauben vorgeben, sind heute moralische und intellektuelle Leichen. Jeder denkende Mensch, ja jedes aufgeweckte, nicht hirngewaschene Kind erkennt das. Indes sind ihre Leichen so groß, daß sie uns vermutlich noch für Jahrhunderte die frische Luft zum Atmen und Denken rauben und verpesten werden.

Daß diesen Wiedergängern, Einfaltspinseln und Heuchlern in unserem eigentlich doch säkularen Staat heute immer noch und überhaupt eine wesentliche öffentliche Beachtung geschenkt wird, ist für mich eines der Hauptärgernisse der verlogenen Asylforderer- und Islamdiskussion, in einer Zeit, in der das vormals aufgeklärte Abendland von ausgesprochenen Einfaltspinseln in Regierungsämtern, aber dennoch, wie mir scheint, ganz bewußt, auf die Müllhalde der Geschichte gefahren wird.

Ergänzung im November 2020, zum Weiterlesen: https://www.achgut.com/artikel/heilige_umnachtung_das_kaessmann_phaenomen

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.